Fluchtwege

Während der Herrschaft des Faschismus in Deutschland haben viele Menschen, die wegen ihrer Gegnerschaft zum NS-Regime verfolgt wurden, versucht, sich der drohenden Verhaftung durch eine Flucht in die Niederlande zu entziehen. Die Flucht musste, sollte sie erfolgreich sein, gut vorbereitet werden. Dazu waren Helferinnen und Helfer nötig, die sich im Bereich der Grenze auskannten und wussten, wo eine Überquerung der Grenze ohne große Gefahr möglich war. Mit dem Grenzübertritt waren die Flüchtenden aber noch nicht in Sicherheit. Wer der niederländischen Polizei in die Hände fiel, wurde nach Deutschland abgeschoben. Also musste auch in den Niederlanden Hilfe organisiert werden, damit die Geflüchteten, möglichst in größeren Städten, untertauchen konnten.

Alle Helferinnen und Helfer auf beiden Seiten der Grenze haben dabei ihr eigenes Leben riskiert. Zur Zeit der Besetzung der Niederlande wurden viele von ihnen verhaftet und kamen in deutschen Zuchthäusern und Konzentrationslagern ums Leben, unter ihnen Luppo Stek, Harm Siemons, Willem Schwertmann, Harm Hulsing, Reint Grave, Geert Topelen und Hendrik de Vries.

Mit der Aufstellung von Informationstafeln wollen wir an diese Menschen erinnern, die zum größten Teil namentlich nicht bekannt sind. Die Tafeln sollen an ausgewählten Stellen entlang der Wege stehen, die bei der Flucht genutzt wurden. Dabei handelt es sich nicht unbedingt um die Stellen, an denen die Grenze überschritten wurde. Wir haben Orte ausgewählt, die an Fahrradwegen liegen und damit die Möglichkeit geschaffen, die Fluchtwege zu "erfahren".

Die bisher bekannten Beschreibungen der Fluchtwege sind oft so wenig detailliert, dass eine Identifizierung der genauen Stellen, an denen der Grenzübertritt stattgefunden hat, schwierig ist. Die Beschreibungen stammen zum Teil von den Geflüchteten selbst, die ortsfremd waren und sich später nicht mehr genau erinnern konnten. Die Helfer selbst sprachen äußerst selten mit anderen über ihre Hilfe für deutsche Flüchtlinge.

Wenn auch die Stellen nicht immer genau zu rekonstruieren sind, so sind die Wege entlang des Dollarts und weiter südlich doch weitgehend nachvollziehbar.

Für viele Flüchtende war Emden die erste Station ihrer Flucht, weil die illegalen Grenzübertritte von dort aus organisiert wurden.

Flüchtlinge, die in Emden ankamen und bei GenossInnen Unterschlupf fanden, flüchteten entweder über den Emder Hafen auf Fischerbooten nach Delfzijl in die Niederlande oder sie wurden von Emder Genossinnen nach Petkum gebracht, überquerten mit der Fähre die Ems nach Ditzum und begaben sich nach Ditzumerhammrich, von wo aus dann der Grenzübertritt organisiert wurde.

Nachdem 1937 fast alle Emder Fluchthelfer verhaftet worden waren, wurden hauptsächlich die weiter südlich gelegenen Wege von Leer über Bunde nach Nieuweschans oder Bellingwolde genutzt.

In dem von uns betrachteten Gebiet führten weitere Fluchtwege über Bourtange und Emmer-Compascuum. Es ist davon auszugehen, dass es auch in dem sich südlich anschließenden Grenzbereich Fluchthilfe gegeben hat, aber bisher ist darüber fast nichts bekannt.

Vereinzelt gelang Häftlingen aus den Konzentrationslagern im Emsland die Flucht. In der Regel waren diese Fluchtversuche jedoch nicht geplant, und die Flüchtenden hatten keine Hilfe zu erwarten.

Gerd Constapel, 2008

Diss Kant Neeischanz

Tüsken uns dit liedsame Land, gries
de Lücht, de plechtig Stillte,
waar de Westerwoldsche Aa

al destieds Flarden Dook
paraat harr för de Minsken, de
diss Kants Dood up Hacken satt un

de sük reddten over't Water in en
Leven, freei un sünner Nood, bi
anner Kants Kameraden.

Se wassen eens in Taal un Geest.

Gerd Constapel, 2008

Diese Seite Neuschanz

Zwischen uns dies geduldige Land, grau
die Luft, die feierliche Stille,
wo die Westerwoldsche Aa

schon damals Nebelfetzen
bereit hielt für die Menschen,
die den Tod dieser Seite im Nacken hatten und

die sich retteten übers Wasser in ein
Leben, frei und ohne Furcht, bei
den Genossen gegenüber.

Sie waren einig in Sprache und Geist.